Nisthilfen für Uferschwalben dank NABU-Hilfe ‚bezugsfertig‘ für die kommende Brutsaison
von Jürgen Fröhlich

NABU möchte künstliche Nisthilfe bekannter machen // Beton-Nisthilfe gut angenommen // anschließend umfangreiches Vogelbeobachten am Gewinnungsgewässer
Helferinnen und Helfer des NABU Monheim besuchten am vergangenen Samstag nun bereits im dritten Jahr in Folge das Holemans-Kieswerk Reeser Bruch, um die künstlich angelegten Nisthilfen für Uferschwalben frühlingsfest und bezugsfertig zu machen. Dazu mussten die insgesamt 80 Nisthöhlen von den Überresten der letzten Brutsaison gereinigt und mit frischem Sand befüllt werden. Holemans-Rekultivierungsexpertin Beate Böckels und Mareike Büdding, Landschaftsökologin vom Naturschutzzentrum im Kreis Kleve, begleiteten die Arbeiten aus fachlicher Perspektive. Ebenfalls mit an Bord waren dieses Mal auch Vertreter aus dem NABU-Kreis Borken, die sich für das besonders erfolgreiche Projekt der ‚künstlichen Nistwand‘ interessierten.
Jörg Baade vom NABU Monheim erläuterte die Bedeutung dieser Nisthilfe: „Die mit rund 12 cm Größe kleinste europäische Schwalbenart ist natürlicherweise in den Steilwänden vegetationsloser Uferabbrüche beheimatet. Heute gibt es diesen Lebensraum in Mitteleuropa kaum noch – Ersatzlebensräume sind aber z.B. in den Böschungen von Kieswerken zu finden. Diese sind aber nur eine Heimat ‚auf Zeit‘, solange wie die Kiesgewinnung aktiv ist. Umso wichtiger für den Erhalt dieser Art ist der Bau von künstlichen, dauerhaften Nisthilfen.“ Und Baade ergänzt, warum die Mitglieder eine weite Anfahrt für diese Aktion in Kauf nehmen: „Ziel unseres Einsatzes ist deshalb auch, dieses funktionierende Konzept bekannter zu machen mit dem Ziel, dass es häufiger eingesetzt wird.“
Und eine solche dauerhafte Nisthilfe befindet sich seit 2020 an der Norderweiterung des Kieswerks Reeser Bruch. Diese aus Beton angelegte Nisthilfe hat gegenüber natürlichen Nistanlagen den Vorteil, dass sie über Jahre hinweg von Uferschwalben genutzt werden. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass natürliche Nisthilfen und Nisthilfen aus Naturmaterial in der Regel einmal und dann nicht wieder von den Uferschwalben genutzt werden. Unsere Beton-Nisthilfe ist seit mehreren Jahren nun jedes Jahr fast voll belegt,“ ergänzte Beate Böckels, die den Bau der Nisthilfe für Holemans organisiert hat. Beate Böckels: „Wir haben nun also im sechsten Jahr hier einen sinnvollen ökologischen Mehrwert geschaffen und sind gleichzeitig sehr dankbar für den Einsatz des NABU, mit dem wir gerne kooperieren.“
Die Bauweise dieser einzigartigen Nisthilfe wollten sich auch Vertreter des NABU Bocholt anschauen. „Wir verfügen in einem unserer Naturschutzgebiete auch über eine künstlich angelegte Nistwand für Uferschwalben – allerdings aus normalem Erdreich und konnten feststellen, dass diese nach dem ersten Jahr anschließend nicht mehr von den Uferschwalben genutzt werden,“ erläutert Dieter Wanning vom NABU Rhede. Eine Erklärung könnte sein, dass bei Nistwänden aus natürlichem Material durch Erosion leichter Nesträuber an die Nisthöhlen kommen und diese deshalb nicht (mehr) von den Uferschwalben angenommen werden.
Nach der Reinigungsaktion hatten die NABU-Vertreter noch ausreichend Zeit mitgebracht, um sich gemeinsam mit Mareike Büdding, Landschaftsökologin und Vogelexpertin vom Naturschutzzentrum im Kreis Kleve, einen Überblick über die reichhaltige Vogelwelt am Reeser Bruch zu verschaffen. Allein 23 gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Vogelarten haben sich im Bereich des Gewinnungsgewässers ‚Reeser Meer‘ niedergelassen. Denn die durch Sand- und Kiesgewinnung neugeschaffenen Lebensräume sind wichtige (Über-)Lebensräume für viele geschützte Tierarten. (Siehe dazu auch der Monitoringbericht Januar 2025; online unter: https://holemans.de/blogreader/ueberlebensraum-kiesgewinnung.html )
Mit dieser Nistwand aus Beton hat sich Holemans auch in der Kategorie ‚Biodiversität‘ für den ‚Nachhaltigkeitspreis der Deutschen Gesteinsbranche (MIRO)‘ beworben. Ob das Projekt ausgezeichnet wird, entscheidet sich am kommenden Montag in Berlin: Dann ist dort die Bekanntgabe der Gewinner.